Rei Naito – color beginning
25. November 2016 – 21. Januar 2017
Eröffnung: 24. November 2016 | 19–21Uhr
Wir freuen uns, die dritte Ausstellung von Rei Naito in der Loock Galerie zu eröffnen. Es werden drei Werkgruppen gezeigt, darunter neue Malereien mit dem Titel „color beginning“, sowie die skulpturalen Arbeiten „Grace“, „untitled“, „Face (the joys were greater)“ und „human“. Während Installationen das Zentrum ihres Werks bilden, arbeitet Naito mit einer Vielzahl von Medien wie Malerei, Skulptur, Fotografie und Lyrik. Die Frage: „To exist on this earth, is it in itself a blessing?“ ist das Thema ihres Schaffens, welches sich als Faden durch all ihre künstlerischen Arbeiten zieht.
1 color beginning
Die Malereien „color beginning“ sind eine Weiterentwicklung der Zeichnungen „namenlos / Licht“, eine 1991 begonnene Serie, die Licht mit rotem Buntstift darstellt. Laut Naito liegt den Werken die Ehrfurcht und Dankbarkeit, wenn dem Menschen etwas gegeben wird, zugrunde („Being Given“ ist auch der Titel anderer Werke Naitos) . „Licht umhüllt uns mit Anmut, es kommt von nirgendwo her und ergießt sich ohne Bedingungen über uns“, kommentiert die Künstlerin. Indem sie immer wieder Schichten von blasser Acrylfarbe übereinander malt, schafft sie einen Raum, dessen Gesamtheit nicht greifbar wird. Spektrale Farben wie Rot, Gelb, Blau und Orange werden auf einer Fläche kombiniert. Je nach Betrachtungsposition oder subtilen Veränderungen des Lichts erscheint das Licht bei jedem Anblick anders, so dass jedes Mal eine neue Welt entsteht.
2 Grace (Perlen)
Diese Skulptur besteht aus Glasperlen, die an einem vertikal von der Decke hängenden Faden aufgereiht sind. Durch die Schwerkraft werden diese in eine lineare Form gebracht. Seit der Antike stehen Perlen in Verbindung zum Gebet. Für Naito sind ihre Kunstwerke der Gnade der Natur geschuldet. Sie sucht nach der Schönheit des Unberührten, wie nach einem ab- und aufsteigenden Stapel von Glasperlen und nach der Oberflächenspannung von Wasser in einem Gefäß („untitled“).
3 Grace (Marmor)
Diese Skulptur ist eine Marmorscheibe mit einem Durchmesser von 78mm. Naito meint, ein Kreis mit einem Durchmesser von 78mm ist das, was ein neugeborenes Baby mit seinen Füßen bei der Ankunft auf der Erde einnimmt. Sie glaubt auch, jeder Mensch sollte sich gut um seine 78mm Durchmesser kümmern, da sie das erste Geschenk sind, das man zur Geburt erhält. Naito ist der Meinung, dass ein menschliches Leben so bescheiden und einsam ist, dass ein solch kleiner, abgelegener Ort ausreichend ist. Die Scheibenform mit diesem Durchmesser ist in unterschiedlichen Kunstwerken Naitos vorzufinden.
4 untitled
Wie in „Grace“ (Marmor) zeigt der Durchmesser des in dieser Arbeit verwendeten Gefäßes den kleinsten Raum an, den ein Mensch braucht, um zu existieren. Das Gefäß bedeutet das entspringende Leben, das als Masse Raum einnimmt. Es ist bis zum Anschlag mit Wasser gefüllt. Dies ist für Naito eine Widmung an die Natur, die das Leben gegeben und ihm Existenz verliehen hat.
5 Face (the joys were greater)
„Face (the joys were greater)“ entstand vor über zwanzig Jahren eher unbeabsichtigt. Eines Tages, als Naito verstimmt war, riss sie die Zeitschriftenausschnitte von der Wand und zerknüllte sie, um sie wegzuwerfen. Als sie bemerkte, dass es das Bild einer Person war, beschloss sie, es zurückzuhängen. Die Künstlerin spürte eine abrupte Bedeutungsveränderung im Lächeln dieser Frau. In der neuen Arbeit dieser Serie begleitet eine kleine Glocke, kaum sichtbar, das Gesicht (die Frau).
6 human
Nach dem großen Erdbeben in Ostjapan 2011 und dem Atomkraftwerksunfall in Fukushima hatte Naito das Bedürfnis nach mehr Menschen, und sie begann an „human“ zu arbeiten. Sie schnitzte jeden Menschen aus einem rechteckigen Stück Holz und malte seine Augen. „human“ ist „eine Existenz, die fest daran glaubt, Hoffnung zu sehen“. Dies ist ihre erste figurative Skulptur in Menschenform.
*Dieser Text zitiert Ausschnitte aus der Monografie Rei Naito | 1985-2015 „blessing“ (millegraph, 2015) und dem Ausstellungskatalog „Tout animal est dans le monde comme de l’eau a l’interieur de l’eau“ (Museum für Moderne Kunst, Kamakura, Kanagawa, 2009).
Rei Naito (*1961, Hiroshima, Japan) lebt und arbeitet in Tokio. 1985 schloss Naito am College of Art und Design an der Musashino Art University ihr Studium ab und erregte mit ihrer InstallationOne Place on The Earth (1991) erstmals große Aufmerksamkeit. Diese Arbeit wurde 1997 auf der 47. Venedig Biennale im japanischen Pavillion ausgestellt.
Wichtige Einzelausstellungen fanden im Tokyo Metropolitan Teien Art Museum (2014), Museum of Modern Art (Kamakura, Kanagawa, 2009), Nizayama Forest Art Museum (2007), Asahi Beer Oyamazaki Villa Museum of Art (Kyoto, 2005), MMK – Galerie im Karmeliterkloster (Frankfurt am Main, 1997) und im National Museum of Art (Osaka, 1995) statt. Permanente Installationen sind Kinza, Art House Project (Naoshima, "Being given", seit 2001) und im Teshima Art Museum ("Matrix", seit 2010) zu sehen. Ihre Werke befinden sich in zahlreichen Museen und Sammlungen, wie Sammlung Deutsche Bank (Deutschland), im Museum of Modern Art (New York, U.S.A.), Museum für Moderne Kunst (Frankfurt/Main, Deutschland) und Museum of Contemporary Art (Tokio, Japan).