Manfred Paul – Nature Morte 1983 – 1985

 

Eröffnung: 12. Januar 2018 | 19–21Uhr
13. Januar – 14. April 2018

 

Loock Galerie freut sich, im Showroom der Galerie die Werkgruppe Nature Morte 1983 – 1985 des deutschen Fotografen Manfred Paul zu präsentieren. Inspiriert von dem Motiv der Vanitas, liefern seine Fotografien einen Beitrag zur Reflektion über das „innere“ Leben, sowie den vielschichtigen Begriff der Intimität in der DDR.

 

Manfred Paul ist ein wichtiger Vertreter der ostdeutschen Fotografie. Neben Arno Fischer oder Sibylle Bergemann trug er dazu bei, ein vielschichtiges Bild einer historischen Periode zu schaffen, die häufig vereinfacht dargestellt wird. 1942 in Schraplau geboren, lebt er seit den 1960er Jahren in Berlin. Er hat als Theaterfotograf, wie auch als freier Fotojournalist gearbeitet. Er studierte gleichzeitig Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig und Kamera an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg. Seit 1974 lehrt er als Dozent und Professor an diversen Hochschulen wie der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München, der Fachhochule für Technik und Wirtschaft (FTHW) in Berlin oder der HGB Leipzig. 2013 nahm er an der Ausstellung „Geschlossene Gesellschaft – Künstlerische Fotografie in der DDR 1949-1989“ in der Berlinischen Galerie teil.

Als er 1967 aus Schraplau nach Prenzlauer Berg in Berlin zog, begann er, sein Viertel mit der Kamera zu erkunden. Schnell verspürte er das unbewusste Bedürfnis, eine Welt zu dokumentieren, von der er spürte, dass sie vergänglich war. Mauern, Sackgassen und Hinterhöfe sind immer wiederkehrende Motive seiner Fotografien, wie visuelle Metaphern für ein restriktives Regime, das Manfred Paul nicht direkt kritisieren konnte. In diesen alten Gebäuden, gezeichnet von den Spuren des Kriegs, sah er eine bestimmte Schönheit. Tatsächlich betrachtete er sie als konkrete Erinnerungen an das Vergehen von Zeit und das Schicksal, das allem Leben vorherbestimmt ist. Wenn er seine Kamera in den Hinterhöfen aufbaute, wurde er häufig von den BewohnerInnen in die Wohnungen und in ihre „Innerlichkeit“ eingeladen. Hinter den verfallenen Mauern ging das alltägliche Leben weiter. Er fotografierte Aschenbecher, Vasen oder schmutziges Geschirr als eine Ode an das Leben, und er zeigte dabei, dass unser Existenz eine Sequenz von trivialen, rauen oder alltäglichen Szenen ist – die dennoch von einer großen Schönheit ist. Er formulierte es einmal so:

„Vielleicht geht es darum, den Dingen mit bestimmter Demut zu begegnen. Und wenn man sie überhaupt wahrnehmen darf, ist das schon ein Glück, eigentlich.“*

 

Seine Stillleben von Eiern, verfaulenden Früchten oder Fischen sind auch ein Echo der Vanitas oder des Memento mori. Es ist nichts weniger als eine Erinnerung an die Vergänglichkeit und die Notwendigkeit, jeden Moment zu erfassen. Manfred Paul gehört einer Reihe von KünstlerInnen an, die versuchen, die Unvermeidbarkeit des Todes und den Sinn des Lebens zu verstehen. Diese unaufhörliche Suche findet in seinen Fotografien ihren Ausdruck:

“Vielleicht sind Bilder eine Möglichkeit, überhaupt Leben zu begreifen. Zumindest Metaphern zu finden, wie man sich Leben erklärt und man stellt aber immer fest, dass es eigentlich nicht fassbar ist. Aber es ist ja so mit dem Werden und Vergehen, also überhaupt mit dem Vergehen, dass alles am Tod beendet wird.“*

 

Manfred Pauls Fotografien wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u. a. im dkw - Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus (2016); im Forum für Fotografie, Köln (2015); im NRW Forum Düsseldorf DZ Bank (2014); in der Berlinischen Galerie Landesmuseum für Moderne Kunst (2013, 2012); in der Kunsthalle Kopenhagen (1996); sowie im Musée de l´Elysee, Lausanne (1990). Fotografien von Manfred Paul befinden sich u. a. in folgenden privaten und öffentlichen Sammlungen: Berlinische Galerie, Bibliothèque Nationale de France, dkw Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, DZ Bank Frankfurt/Main, Kupferstich-Kabinett Dresden, Musée de l’ Elysée Lausanne, Museum Ludwig Köln, Museum of Modern Art, New York und den Staatlichen Museen zu Berlin.

 

 

*(Quelle: Manfred Paul in einem Interview des Deutschlandfunk Kultur, 2016)